Liebe Leserin, lieber Leser,
wir freuen uns über Ihr Interesse an unserer Arbeit und laden Sie herzlich ein einen ersten Eindruck unserer kunterbunt lebendigen Bildungs- und Betreuungsarbeit durch das Lesen unserer Konzeption zu gewinnen.
Unser Motto „Lernen aus erster Hand“ stellt vor allem unser Bild vom Kind und unser Bildungsverständnis heraus.
Das einzelne Kind, mit seiner Fähigkeit eigene Bildungsprozesse zu initiieren, stellt somit den Mittelpunkt unserer Arbeit dar. Dazu gehören auch Grenzen des Einzelnen, die durch das Leben und Lernen in einer Gesamtgruppe von Kindern erfahrbar gemacht werden. Dabei können gesellschaftliche Werte und Normen erlernt werden.
Wir wünschen uns, dass Sie beim Lesen viele Antworten auf Ihre Fragen und Überlegungen finden.
Bitte sprechen Sie uns gerne persönlich an, wenn etwas unbeantwortet bleibt!
Neue Impulse helfen uns, stetige Verbesserungen im Kontext moderner und familienorientierter Bildungs- und Betreuungsarbeit anzubieten.
2. Kindergarten Kunterbunt – Vorstellung unserer Einrichtung
Usere Kindertageseinrichtung Kindergarten Kunterbunt begleitet Kinder und ihre Familien seit 1992 und liegt in der Trägerschaft der Gemeinde Handorf.
Wir bieten Plätze der Halbtages- und Ganztagsbetreuung für Kinder im Alter von 3 – 6 Jahren an.
Drei Gruppen mit jeweils maximal 25 zu betreuenden Kindern sind dafür konzipiert. ROT, GRÜN und BLAU sind die Gruppennamen. Jede Gruppe hat einen eigenen Gruppenraum, in dem mindestens zwei qualifizierte pädagogische Fachkräfte als Bezugspersonen, Lernassistenten und Explorationsunterstützer tätig sind.
4. Pädagogische Grundlagen unserer Arbeit
Im Vorwort haben wir bereits kurz Bezug auf unser Motto Lernen aus erster Hand genommen.
Nachfolgend möchten wir uns vertiefend mit diesem beschäftigen und Ihnen veranschaulichen, wie unser pädagogisches Grundverständnis im Alltag zur lebendigen Bildungsarbeit wird.
Dabei wird vor allem die Selbstbestimmtheit des einzelnen Kindes, wie die Bedeutung des natürlichen Spiels für komplexe Lern- und Erfahrungsprozesse des Einzelnen innerhalb einer Gemeinschaft in den Vordergrund gestellt.
4.1 Pädagogischer Ansatz
In unserer Einrichtung arbeiten wir teiloffen. Was bedeutet das im Alltag?
Jedes Kind ist einer festen Gruppe zugeteilt und meldet sich in dieser an, muss jedoch während des Freispiels nicht in dieser verweilen.
Unsere Räume werden als Funktionsräume (Atelier, Rollenspielraum, Bauraum, Bistro und Bibliothek) angeboten, die den Kindern eine Fülle an Material und Möglichkeiten zur Umsetzung eigener Spielideen bieten.
Die Räume sind während der Freispielzeit für alle Kinder frei zugänglich. Somit ist es den Kindern möglich ihr eigenes Interesse in den Vordergrund zu stellen und diesem nachzugehen, neue Herausforderungen zu finden.
Auch sind die Kompetenzschwerpunkte von uns als Pädagoginnen sehr individuell und unterschiedlich, von dem alle Kinder unserer Einrichtung in vielfältigen Angeboten profitieren können.
Im Hinblick auf die Auseinandersetzung und das (Er)Leben in einer großen Gemeinschaft, was durch die Öffnung der Gruppen sehr vielfältig möglich ist, sehen wir ebenso ein hohes Maß im Entwickeln sozialer Kompetenzen, der Übernahme gesellschaftlich anerkannter Werte und Normen, wie des Empathievermögens.
Wir möchten jedoch trotz unserer teiloffenen Arbeit auch Momente innerhalb der Bezugsgruppe und deren Zugehörigkeit anbieten, was vor allem während der Eingewöhnungsphase von Bedeutung ist.
Gruppenkreise, Geburtstage oder auch der Buffet – Tag und weitere variable Angebote finden in den Stammgruppen statt.
Das teiloffene Angebot macht unsere Einrichtung auf den ersten Eindruck lauter und unruhiger, weil wir viel Bewegung von Raum zu Raum haben, die Unruhe mit sich bringt. Das wissen wir!
Wir laden Sie jedoch ausdrücklich und ganz herzlich ein, bei uns zu hospitieren, um einen Eindruck unserer reichen Möglichkeiten für alle Kinder zu bekommen.
Lassen Sie sich von den Ideen der Kinder, die so engagiert, planvoll, zielgerichtet, konzentriert und ausdauernd umgesetzt werden, begeistern und lauschen den detaillierten Erklärungen der Kinder dazu.
4.2 Unser Bildungsverständnis
Basierend auf den obig genannten rechtlichen Grundlagen unserer Arbeit haben wir uns umfassend mit dem Bildungsbegriff im Kontext unserer Arbeit auseinandergesetzt und fortlaufend fortgebildet.
Dabei haben wir uns vertiefend mit aktuellen neurobiologischen Kenntnissen des Lernens von Kindern beschäftigt, die beispielsweise sehr anschaulich durch den Neurobiologen Prof. Dr. Gerald Hüther dargestellt werden.
Aus Überzeugung stellen wir auf dieser Grundlage das freie Spiel und Handeln der Kinder als elementar für ihre Entwicklungs- und Lernprozesse in unserer Einrichtung heraus.
Aus der modernen Hirnforschung weiß man heute, dass lernen und verinnerlichen von Erlerntem vor allem dann gut funktioniert, wenn Kinder eine anregende, natürliche Lernumgebung als Erfahrungsraum ihrer Selbst erleben dürfen und selbsttätig ihre Welt erschließen.
Dass nicht das fremdgesteuerte, vorgegebene Lernen, die fertige Vermittlung von Sachwissen eine angemessene Lernkultur für das Verinnerlichen von Erlerntem darstellt – „…alles, was irgendwie unter die Haut geht, also mit Begeisterung geübt oder erlernt wird, wird viel besser im Hirn verankert als lustlos auswendig gelerntes Wissen.“ (Prof. Dr. Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie)
In unserer Einrichtung dürfen alle Kinder vor allem durch intensives eigeninitiiertes Erfahrungslernen Entwicklungsprozesse vollziehen. Dies geschieht in allen alltäglichen Momenten, in denen sich ein Kind lustvoll, interessiert, konzentriert und ausdauernd mit seinen Ideen oder auch anderen Kindern beschäftigt und auseinandersetzt.
In Beziehung zueinander gehen ist in diesem Zusammenhang ein weiterer, wesentlicher Aspekt. Eine gelungene Lernatmosphäre entsteht da, wo wir uns wohl fühlen, Vertrauen fassen können und Zutrauen erfahren. Und auch hier haben neurobiologische Erkenntnisse Relevanz im Kontext unseres Bildungsverständnisses.
Die moderne Hirnforschung besagt, dass Lernen nur dann auf eine nachhaltige Weise erfolgt, wenn tiefere emotionale Zentren im Gehirn aktiviert werden (Gebauer K, Hüther G., S. 15 -34). Dies erfahren die Kinder im Umgang mit anderen Kindern und durch unsere Begleitung.
In Angeboten greifen wir die Interessen der Kinder über das freie Spiel hinaus auf, um sie umfangreich für die Kinder erfahrbar zu machen. In der Regel ist die Teilnahme an Angeboten für die Kinder frei, Ausnahmen bilden teilweise Gesamtgruppenangebote.
Fazit zum Bildungsverständnis
Im Vordergrund unseres Bildungsverständnisses steht das Kind mit seiner Selbsttätigkeit, das durch eine natürliche, anregende Lernumgebung und in Beziehung des großen Miteinanders Möglichkeiten des Lernens und Entwickelns erfährt.
Das Fertigstellen von vorgegebenen Produkten (beispielsweise durch einheitliche Bastelwerke) und verbindlichen Angeboten entspricht nicht unserer pädagogischen Intention: „Der Weg ist das Ziel!“ (Konfuzius).
4.3 Unser Bild vom Kind
„Der Mensch ist ein geborener Lerner und von selbst bestrebt, die Welt zu verstehen und Handlungskompetenz zu erwerben. Wir sprechen deshalb von >>Selbstbildung<<, weil niemand das Kind motivieren muss. Niemand kann dem lernenden Menschen die geistige und gefühlsmäßige Verarbeitung seiner Begegnungen mit der Welt (und mit sich selbst) abnehmen.“ (Orientierungsplan für Bildung und Erziehung, Niedersächsisches Kultusministerium)
Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht stets das Kind. Wir nehmen es so an, wie es ist. Das Kind erfährt, dass es als Individuum angenommen wird, seine Gefühle beachtet und ernst genommen werden.
Wir begegnen jedem Kind auf Augenhöhe und vermitteln ihm, dass seine Art zu sehen, zu fühlen, zu denken und sich zu äußern einzigartig und wertvoll ist.
Eine vorbereitete und anregende Lernumgebung lädt jedes Kind ein, sich mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen, unterschiedliche Spiel- und Lernbereiche zu erfahren.
Wir betrachten das Kind dabei als aktiven Konstrukteur seiner eigenen und ganz persönlichen Lernwelt. Es darf gleichermaßen Erfinder, Künstler, Handwerker, Forscher, Entdecker und Philosoph sein.
Dabei wird das Wahrnehmen von eigenen Grenzen, das Akzeptieren von Grenzen anderer und das Lernen eigenverantwortlich zu handeln sowie Konsequenzen des eigenen Handelns zu übernehmen und zu tragen, ein weiterer, elementarer Lernprozess.
Dass unseren Kindern selbstverständlich Rechte zustehen, lässt sich in unserer Arbeit vor allem unter Berücksichtigung der Selbstbestimmtheit des eigenen Handelns und der Mitbestimmung aktiv für die Kinder erfahrbar machen.
Die Partizipation der Kinder an ihren eigenen Bildungsprozessen und das Mitwirken an den Interessen und Anliegen der Gemeinschaft, ist für uns von besonderer Bedeutung und bereitet uns allen viel Freude und Momente der Bereicherung, weil wir aus einem Pool von Ideen und vielfältigem Potential des Einzelnen für das Gemeinwohl und spannende Themenbearbeitungen schöpfen können.
4.4 Unsere Rolle
Lernen setzt eine angstfreie Umgebung voraus, die Kinder – je jünger sie sind – nur in Anwesenheit vertrauter Bezugspersonen empfinden. Aus diesem Grund ist es uns wichtig, zu jedem Kind eine individuelle Beziehung aufzubauen. Jedes Kind täglich wahrzunehmen, es in seinen Bedürfnissen nach Zuwendung und Sicherheit, auch Stressreduktion zu unterstützen und es wertschätzend in seinem Handeln zu begleiten.
Darüber hinaus verstehen wir uns als Lernassistenten und Explorationsunterstützer jedes Kindes. Dies geschieht, in dem wir die Kinder anregen ihre Gedanken, ihr Verhalten und ihr Erschaffenes zu reflektieren.
Damit ein Kind die nächste Stufe seiner Lernentwicklung erreichen kann, müssen wir ihnen Herausforderungen zumuten und nicht Hindernisse aus dem Weg räumen.
Wir ermuntern die Kinder eigene Lösungswege zu finden und unterstützen sie darin, diese auch auszuprobieren.
Hierzu ist eine wertschätzende und vertrauensvolle Beziehungsatmosphäre unabdingbar.
4.5 Funktionsräume
In der Reggio – Pädagogik wird der Raum als dritter Erzieher beschrieben (siehe von der Beek, A., S.11).
Befasst man sich ausführlich mit dem Raumkonzept der Funktionsräume, wird dies mehr und mehr schlüssig und entspricht unserem Bildungsverständnis und unserem Bild vom Kind als aktiven Konstrukteur seiner Selbstbildungsprozesse.
Unsere Funktionsräume laden mit ihrer ganz eigenen Angebotsidee und Atmosphäre dazu ein, selbsttätig in Rollen zu tauchen, kreativ und in konstruierender Weise die Möglichkeiten des eigenen Handelns zu erproben und weiterzuentwickeln.
Dabei haben unsere Räume gemeinsam, dass sie eine Fülle an unterschiedlichem Material bereitstellen, das zwischendurch ausgetauscht oder verändert wird.
Rollenspielraum
Der Rollenspielraum unterstützt insbesondere das Lernen durch Nachahmungen und Imitationen, wie die Förderung des sozialen Miteinanders und sprachliche Interaktionen.
Eine Fülle von Ideen, Interessen, Beobachtungen und Erfahrungen der Kinder können in diesem Raum durch die alltagsbezogene, variable Gestaltung der im Raum vorhandenen Spielorte aufgegriffen werden:
• Kinderküche
• Einkaufsladen
• Verkleidungsmöglichkeiten/Theaterbühne
• Puppenzubehör
• Stell-/Trennwände zur Umsetzung eigener Ideen und Abgrenzungen des Spiels
• Schule – Im Rollenspielraum ist eine kleine Schule eingerichtet, die sich inhaltlich an der Idee einer Lernwerkstatt orientiert. Alle Kinder haben hier die Möglichkeit konzentriert vielfältige Aufgaben zu bewältigen.
• Ruheraum
Bauraum
Der Bauraum bietet mit seiner Materialvielfalt in großen Mengen vor allem die Möglichkeit grundlegende mathematische Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben.
Das Material lädt die Kinder zum Konstruieren, Ausprobieren, Sortieren, Ordnen, Vergleichen, Messen, Wiegen, Sammeln und Zählen ein.
5. Remida
Zunächst werden Sie sich nun verständlicherweise die Frage stellen, was eine Remida ist…
„Der Begriff >>Remida<< steht für die Idee, dass Materialien, die in Industrie, Handel, Handwerk und Gewerbe abfallen, wunderbare Ressourcen für kreativ-künstlerisches Arbeiten sind.
Firmen überlassen der Remida, ihre sauberen, ungiftigen Reste und Abfälle aus der Produktion, zum Beispiel Folienstreifen, Papierabschnitte, Stanzbleche, Papprollen, Musterbücher mit Bodenbelägen, Stoffen und Fliesen, Rohrabschnitte, Verpackungen, Tauenden, Flaschen, Verschlüsse und viele andere Dinge, die für den Müll-Container oder das konventionelle Recycling viel zu schade sind.“ (Günsch, 2015, S. 9)
Wir sind glücklich über die Entdeckung der Remida in Hamburg und freuen uns stets mit einer Materialfülle nach Handorf zurück zu kehren. Es sind die einfachen Dinge, in großen Mengen, die insbesondere für das Atelier und den Bauraum ein große Bereicherung darstellen.
In diesem Zusammenhang freuen wir uns über den gewinnbringenden Aspekt für unsere Einrichtung hinaus, dass wir somit den Kindern Wertschätzung für die Dinge vermitteln, die bereits vorhanden sind, aus denen wir schöpfen können, um unseren Ideen Ausdruck zu verleihen (→ Nachhaltigkeit) .
Und auch wir staunen immer wieder, was die Kinder mit diesen einfachen Mitteln erschaffen.
Eine bewusste Auseinandersetzung mit den Kindern und ihren Ideen. Zuhören, Rückfragen stellen, den Werken und Kindern zugewandt sein und somit ein authentisches Interesse zeigen, ist in diesem Kontext unerlässlich.
Nehmen Sie sich die Zeit für Erklärungen der Kinder, auch wenn manche Dinge und Werke auf Sie zunächst sehr unscheinbar wirken. Es lohnt sich in die Gedankenwelt der Kinder einzutauchen!
6. Beobachtung und Dokumentation
Ein wichtiges Instrument unserer Arbeit sind kontinuierliche Beobachtungen jedes einzelnen Kindes im Kindergartenalltag. So nähern wir uns ihren ganz individuellen Interessen, Herausforderungen und Bedürfnissen.
Anhand dieser Beobachtungen gelingt es uns Impulse zur Unterstützung und Erweiterung vorhandener Kenntnisse, wie Kompetenzen zu geben, pädagogische Ziele zu entwickeln.
Auch ist dadurch die Ableitung, Planung und Bearbeitung aktuell relevanter Themen der Kinder im Gesamtgruppenkontext möglich.
Jedes Kind führt gemeinsam mit uns ein Portfolio zur Dokumentation seiner Lern- und Bildungsprozesse.
Auch werden besondere Aktivitäten und Unternehmungen in diesem festgehalten.
Ab dem vierten Lebensjahr dokumentieren wir die Kompetenzen eines jeden Kindes in einem standardisiertem Entwicklungsbogen in den folgenden Bereichen (siehe Koglin, Petermann & Petermann, 2010):
• „Haltungs- und Bewegungssteuerung
• Fein- und Visumotorik
• Sprache
• Kognitive Entwicklung
• Soziale Entwicklung
• Emotionale Entwicklung
• Emotionale Entwicklung“
(Koglin, Petermann & Petermann, 2010)
7. Eingewöhnung
Bevor Ihr Kind zu uns in die Einrichtung kommt, laden wir es gemeinsam mit einer vertrauten Person zu einem Schnuppertag ein. Gemeinsam verbringen Sie einen Vormittag in unserem Einrichtungsalltag.
Sie gewinnen einen Eindruck von unserem Tagesablauf, lernen die anderen Kinder, wie die pädagogischen Fachkräfte der Gruppen kennen und erleben die Möglichkeiten der Räume.
Den Prozess der Eingewöhnung wollen wir gemeinsam mit Ihrem Kind und Ihnen als Familie individuell gestalten. Auch hier hat jedes Kind/ jede Familie sein/ihr eigenes Tempo.
Wir freuen uns über viele Rückmeldungen Ihrerseits in dieser Zeit, da wir uns so besonders bei Ablösungsschwierigkeiten und Trennungsängsten sehr sensibel mit Ihnen abstimmen können.
Bitte scheuen Sie nicht uns anzusprechen, wenn es Unsicherheiten und Fragen gibt!
Haben Sie jedoch auch Verständnis dafür, dass wir für alle Kinder unserer Gruppen und deren Familien zuständig sind.
8. Alltagsintegrierte Sprachförderung
„Ein Papagei lernt die Menschen in ihrem Sprechen nicht verstehen.
Ein Papagei lernt die Welt nicht durch das Sprechen verstehen.
Ein Papagei lernt nicht, sich selbst durch sein Sprechen zu reflektieren.
Kinder lernen es, wenn man sie lässt.“
(Messing, J., 2005)
Auf der Kompetenz des Spracherwerbs liegt ein besonderer Fokus unserer Arbeit. Unsere Sprache dient uns zur Verständigung, der besonderen Ausdrucksfähigkeit persönlicher Erfahrungen und Bedürfnisse, der Kooperation im Miteinander und Unterstützung kognitiver Bewältigungsaufgaben.
Spätestens zum Zeitpunkt der Einschulung stellt die Sprache zunächst die deutlichste Form der Rückmeldung und Überprüfung vermittelter, wie verstandener Lerninhalte dar.
In unserer Einrichtung sollen alle Kinder gleichermaßen alltagsintegriert bei ihrem komplexen Spracherwerb begleitet werden.
Darüber hinaus haben wir den gesetzlichen Auftrag die Sprachkompetenz vor dem letzten Kindergartenjahr zu erfassen, um einen möglichen Förderbedarf festzustellen.
Erste Ergebnisse entnehmen wir unseren Entwicklungsbeobachtungen. Bei Auffälligkeiten im Spracherwerb-/gebrauch halten wir Rücksprache mit den Eltern des Kindes und sprechen Empfehlungen für deren Mitarbeit und/oder der Abklärung durch den behandelnden Kinderarzt aus.
Eine weitere, differenzierte und systematische Überprüfung sprachauffälliger Kinder in unserer Einrichtung erfolgt durch die Anwendung der SISMIK- und SELDAK Bögen.
Anhand der Einschätzung durch dieses differenzierte Verfahren wird für jedes überprüfte Kind mit Förderbedarf ein individueller Förderplan erstellt und angewendet.
Dabei arbeiten wir frühzeitig mit dem Einbezug der Grundschule Handorf, um deren zusätzliche Einschätzung im Kontext möglicher Fördermaßnahmen und der nahen Einschulung zu gewinnen.
Die fortlaufende Zusammenarbeit mit den Eltern ist für uns selbstverständlich.
9. ABC – Club
Im ABC – Club arbeiten wir gemeinsam mit den Kindern, die sich im letzten Kindergartenjahr befinden. Es werden Themen vertieft, die die Kinder zu Beginn des ABC – Club Jahres selber auswählen.
Vor allem Verhaltensweisen, die der Schulreife entsprechen, werden trainiert. Insbesondere die des aufmerksamen Zuhörens, des Ausredens und des konzentrierten Arbeitens an einer gestellten Aufgabe.
Begleitend werden stets mathematische, sprachliche, forschend experimentelle Aspekte, wie besondere Ausflüge/Aktivitäten angeboten.
Auch die Zusammenarbeit mit der Grundschule und der Kindertageseinrichtung in Wittorf ist ein immer wiederkehrender Bestandteil dieser Arbeit, damit die Kinder bereits Vertrauen in die neuen Klassenkameraden und die Lehrer, wie dem Ort Schule gewinnen können.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Konzept zum ABC – Club. Sie finden es auf unserer Internetseite unter der Rubrik: ABC-Club
10. Zusammenarbeit mit Eltern
Wir verstehen Eltern und Familien als die wichtigste Sozialisationsinstanz eines Kindes. Alle Kinder bringen ganz eigene (Vor)Erfahrungen und Vorstellungen aus ihren Familien mit in unsere Einrichtung, die wir gerne kennenlernen und berücksichtigen möchten.
Wir freuen uns, wenn wir als pädagogische Fachkräfte gemeinsam mit allen Eltern einen akzeptierten und wertschätzenden Umgang miteinander leben. Vor allem im Hinblick auf eine konfliktfreie Erziehung durch uns Erwachsene als Vorbilder ist dies für jedes einzelne Kind bedeutsam.
Sollten Sie als Eltern ein ungutes Gefühl bei der Begleitung Ihres Kindes haben, sprechen Sie uns unbedingt sehr unmittelbar an. Weder wünschen wir uns, dass Sie Unbehagen fühlen, noch soll Ihr Kind einen Loyalitätskonflikt zwischen uns als wichtige Bezugspersonen erfahren.
Für eine gute Zusammenarbeit gehen wir offen und ehrlich miteinander um. Ganz unabhängig davon wünschen wir uns stets Beteiligung und Mitwirkung durch Sie als Eltern. Dabei sind wir selbstverständlich auch offen für Ihre Ideen!
Die Formen unserer Zusammenarbeit können in ganz unterschiedlicher Weise erfolgen:
• Gespräche zur Eingewöhnung
Wenn Ihr Kind und Sie in unserem Kindergartenalltag angekommen sind, können wir gerne einen Termin für einen ersten gemeinsamen Austausch vereinbaren.
Besonders bei Unsicherheiten und Ängsten ist dies hilfreich und kann für alle Beteiligte neue Wege öffnen, um diese zu nehmen.
• Entwicklungsgespräche
In jedem Kindergartenjahr bieten wir für jedes Kind ein umfassendes Entwicklungsgespräch auf der Basis unserer Beobachtungen an.
Bei zusätzlichem Bedarf sind Gesprächstermine nach vorheriger Terminabsprache selbstverständlich jederzeit möglich.
• Elternabende
Elternabende finden aus unterschiedlichen Anlässen statt. In jedem Jahr bieten wir ein Elternabend für alle neuen Eltern und ein Gesamtelternabend an sowie ein Elternabend für die ABC – Club Eltern, an dem sich auch die Direktorin der Grundschule in Handorf mit Informationen zur Vorbereitung der Einschulung vorstellt.
Themenelternabende können ein zusätzliches Angebot sein.
• Elternvertreter
Zu Beginn des Kindergartenjahres wählen wir pro Gruppe zwei Elternvertreter, mit denen wir uns in regelmäßigen Abständen treffen. Wir besprechen verschiedene Anliegen unserer Einrichtung, Interessen der Elternschaft und haben gemeinsam die Möglichkeit Aktionen zu planen.
• Hospitationen
Gerne ermöglichen wir in jedem Kindergartenjahr den Besuch unserer Einrichtung, um unseren Alltag, beziehungsweise den Ihres Kindes zu erleben.
Dafür sprechen Sie bitte mit den pädagogischen Fachkräften zuvor einen Termin ab.
• Mitwirkung
Zu unserer großen Freude gibt es immer wieder Eltern, die sich aktiv und sehr engagiert für die Interessen unserer Einrichtung einsetzen. Das kann in sehr vielfältiger Art und Weise sein. Tatkräftige Hilfe bei räumlichen Umstrukturierungen oder bei Vorbereitungen und Feiern von Festen ist beispielsweise für uns ein sehr dankenswerter Beitrag der Unterstützung.
12. Förderverein des Kindergartens
Sehr glücklich und dankbar sind wir für die Gründung unseres Fördervereins im Jahr 2019.
Viele besondere Anliegen, auch Veranstaltungen für die Kinder und gemeinsame Feste werden durch diesen ermöglicht.
Über den stetigen Zuwachs freuen sich die Gründungsmitglieder und wir als Einrichtung insbesondere.
Im Kindergarten können Sie gerne einen Flyer für weitere Informationen zum Förderverein mitnehmen, auch Beitrittserklärungen geben wir gerne weiter.
13. Schlusswort
Liebe Leserin, lieber Leser,
Sie haben nun einen kleinen Eindruck unserer Bildungs- und Betreuungsarbeit bekommen.
In den vergangenen drei Jahren hat unsere Einrichtung einige Umstrukturierungsmaßnahmen erfahren und durchlebt. Dafür haben wir viel in anderen Einrichtungen hospitiert, Fachliteratur gelesen, Fortbildungen wahrgenommen, im Team diskutiert und Freude über neue Angebotsmöglichkeiten geteilt.
Manchmal mussten wir zum Leidwesen der Eltern auch einfach mal was ausprobieren, um zu wissen, ob das so bei uns Anwendung finden kann.
Gegenwärtig sind wir jedoch sehr zufrieden mit unserem Angebot und bieten dieses aus Überzeugung mit Blick auf unser Bildungsverständnis an.
Entwicklung verstehen wir als wichtigen Prozess unserer Arbeit, auch wir bleiben nie Stehen und berücksichtigen stets gesellschaftliche Wandlungsprozesse in Bezug auf Formen von Familien und deren Belastungssituationen, wie bildungspolitische Neuerungen.
Wenn Sie unser Angebot interessiert und Sie Lust bekommen haben, einen tieferen Eindruck von diesem zu erhalten, dann freuen wir uns Sie bald kennen zu lernen!
Wir möchten uns für Ihre Ausdauer beim Lesen bedanken
und grüßen Sie ganz herzlich!
Das Team der Kindertageseinrichtung Kindergarten Kunterbunt
14. Literaturverzeichnis
Gebauer K, Hüther G., Kinder brauchen Wurzeln. Neue Perspektiven für eine gelingende Entwicklung, S. 15 -34
Günsch, S. (2015). Das Remida-Heft (2., ergänzte Auflage). Weimar: verlag das netz
Koglin, U, Petermann F., Petermann U. (2010). Entwicklungsbeobachtung und -dokumentation EBD 48 – 72 Monate. Berlin: Cornelson Verlag Scriptor GmbH & Co. KG
Messing, J. (2005). Wie Kinder sinnvolle Sprache entwickeln. In A. Winner (2009) (Hrsg.). Bildungsjournal Frühe Kindheit. Sprache & Literacy. (S.8). Berlin: Cornelson Verlag Scriptor GmbH & Co. KG
Niedersächsisches Kultusministerium (2018). Orientierungsplan für Bildung und Erziehung. Verfügbar unter: https://www.mk.niedersachsen.de [Zugriff am 23.02.2020]
Von der Beek, A. (2014). Bildungsräume für Kinder von Drei bis Sechs (2., korrigierte Auflage). Weimar: verlag das netz
Von der Beek, A. (2006). Raum als erster Erzieher. In G. Haug-Schnabel, I. Wehrmann (2012) (Hrsg.). Raum braucht das Kind. Anregende Lebenswelten für Krippe und Kindergarten. (S. 11). Weimar: verlag das netz
Widlöcher, D. (1984). Was eine Kinderzeichnung verrät. In A. von der Beek (2014) Bildungsräume für Kinder von Drei bis Sechs (2., korrigierte Auflage, S. 167). Weimar: verlag das netz